Warum Astern die besten Sommerblumen sind
| On 2020-06-04
Als ich neulich im Norden Erfurts auf der B4 unterwegs war, traute ich meinen Augen kaum. Statt langweiliger Getreidefelder zogen bunte Blumen am Autofenster vorbei. Was für eine Augenweide! Neugierig ging ich der Sache auf den Grund und entdeckte, wer hinter der herrlichen Blütenpracht steckt.
Es ist Annegret Rose, die Chefin von »Saatzucht Rose« und leidenschaftliche Verfechterin der Astern. Auf ihren Feldern gewinnt sie demeter-zertifiziertes Saatgut von 50 verschiedenen Asternsorten und erhält damit Erfurts kulturelles Erbe als »Blumenstadt« lebendig. Übrigens war Saatzucht Rose der erste Betrieb auf der Welt, der Asternsaatgut in Bio-Qualitätproduzierte.
Das ist echte Asternliebe!
Sommerastern in allen Variationen
Für Frau Rose gibt es keine bessere Sommerblume als die Aster, und ich bin da ganz ihrer Meinung. Dabei dachte ich früher immer, Astern seien Friedhofsblumen (schließlich heißen sie in Bayern sogar »Todtenblume«) und überhaupt ziemlich öde. Denkste! Mit Sträußen der kleinblütigen Zuckertütenaster, einer Sorte die pünktlich im August zur Einschulung blüht, schmückte man in Thüringen gern die Schultüten der stolzen Erstklässler. Asternblüten kommen in den unterschiedlichsten Formen daher. Manche ähneln Tausendschönchen, Dahlien oder Chrysanthemen, andere erinnern mich mit ihren großen, gefüllten Blüten an Pfingstrosen. Und sehen die wuscheligen Blüten der Krallenaster nicht einfach zauberhaft aus?
Sommerastern (Callistephus chinensis) stammen aus Japan und China. Zu Beginn des 18. Jahrhunderts schickte der französische Missionar und Hobbybotaniker Pater d’Incarville Saatgut der hübschen Blume nach Europa. Wann die Sommerastern in Thüringen ankamen, konnte ich leider nicht in Erfahrung bringen, doch lange dauerte es bestimmt nicht. Schließlich entwickelte sich in dieser Zeit in und um Erfurt der professionelle Erwerbsgartenbau und verhalf der Stadt zu ihrem blumigen Beinamen. Heute zählen Sommerastern zu den klassischen Erfurter Schnittblumen, die auch im Garten toll aussehen. Wenn Du einen üppigen Bauerngarten anlegen willst, solltest Du auf jeden Fall Sommerastern pflanzen!
Astern säen ist nicht kompliziert
Astern lieben sonnige Standorte und gedeihen in nährstoffreichen Gartenböden mit krümeliger Struktur besonders gut. Die einjährigen Pflanzen blühen ab Anfang August und sind sehr pflegeleicht. Lediglich gefüllte Sorten brauchen ab und an etwas Flüssigdünger, sonst sehen ihre Blüten nicht ganz so schön aus. Ich ziehe meine Astern ab März auf der Fensterbank vor und pflanze sie im Mai ins Freiland. Damit das Beet bis zum Blütenbeginn nicht leer aussieht, kombiniere ich sie gern mit Sommerlevkojen, die blühen schon ab Juni. Ende Juni säe ich dann noch mal einen Schwung Astern direkt ins Beet aus, dann habe ich bis zum Frost Farbtupfer im Garten.
Meine neue Asternliebe hat noch einen anderen Grund: Im Gegensatz zu den meisten Spätsommerblumen sind sie nicht gelb. Klar, es gibt auch gelbe Asternsorten, doch das Farbspektrum der Sommerastern hat noch viel mehr zu bieten. Manche Blüten sind lila wie Lavendel, andere leuchten hellblau oder violett, in verschiedenen Rottönen oder rosa. Sogar weiße und cremefarbene Sommerastern gibt es. Ich persönlich hab’s nicht so mit gelben Herbstblumen. Falls Du Schafgarbe, Goldrute und Sonnenhut magst und hübsch in Szene setzen willst, solltest Du sie mit bläulichen, violetten oder lilafarbenen Astern kombinieren. Gelb und lila stehen sich nämlich im Farbkreis gegenüber und sind sogenannte Komplementärfarben. Gemeinsam leuchten sie um die Wette, während das grüne Laub den Dreiklang abrundet.
Astern sind außerdem hervorragende Schnittblumen. Sie wachsen aufrecht, haben stabile Stiele und bleiben in der Vase lange frisch.
Frau Rose bemängelt zu Recht, dass die Aster – einst nicht aus Erfurts Blumenläden wegzudenken – immer seltener von Floristen nachgefragt wird. Ich jedenfalls kann mir einen Spätsommer ohne Astern nicht mehr vorstellen!
Schönen Spätsommer noch,
Deine Anja
P.S.: Das Astern-Saatgut für die nächste Saison kannst Du übrigens bei uns kaufen - sobald Frau Rose die neue Ernte eingetütet hat, sind die schönen Tütchen bei Grünbedarf erhältlich.